Milford Track
Unsere Visionen beginnen mit unseren Wünschen.
Te Anau
Da ich selbst recht spät erfahren habe, dass man sich für den Milford Track lange genug im Voraus anmelden sollte, war ich überglücklich doch noch einen Platz ergattert zu haben. Von 02. - 05. April durfte ich die langersehnte Trekking Tour im Süden Neuseelands, genauer gesagt im Fiordland, machen. Sie gilt als eine der schönsten Wanderungen weltweit und zählt zu den "Great Walks" der Inselgruppe. Der Autor des Buches "Mountains of Water - The Story of Fiordland National Park" findet folgende Worte:
'A cherished corner of the world where mountains and valleys compete with each other for room, where scale is almost beyond comprehension, rainfall is measured in metres and scenery encompasses the broadest width of emotions'.
Vorbereitung
Einen Tag vor Trekkingstart gab es beim Department of Conservation (DOC) ein letztes Briefing über die Bedingungen am Trek und dem Wetter während der geplanten Tour. Es wurde ein recht naßer Tag prognostiziert. Immer positiv denken dachte ich, ein Tag von 4 wird nicht so schlimm sein. Das halte ich aus! Außerdem ändert sich das Wetter hier eh ständig. Nach dem Briefing machte ich mich mit viel Vorfreude auf zum nahegelegenen Supermarkt in Te Anau, der organisatorische Ausgangspunkt für den Milford Track. Essen kaufen, packen und noch einmal das warme Bett genießen.
Tag 1 | Te Anau - Clinton Hut
Es ist soweit! Den Rucksack geschultert fuhr ich alleine zum DOC. Von dort aus brachte uns zuerst ein Bus zum Lake Te Anau. Es folgte eine interessante Bootsfahrt zum nördlichen Ende des Sees und gleichzeitig Ausgangspunkt des Milford Tracks. Während wir den vielen Infos vom Kapitän lauschten, der uns über diese Gegend so einiges zu erzählen hatte, bestaunten wir mit offenen Mund die einzigartige Landschaft um uns.
Gleich nach dem Trekkingstart lernte ich Simon kennen. Wir plauderten viel während wir dem flachen Weg entlang des Clinton River folgten. Simon arbeitet für das DOC und ist auf verschiedenen Campingplätzen an der Milford Road im Einsatz. Nach ca.1h erreichten wir auch schon das ersten Hut, wo wir von der Wärterin mit einer Tasse Tee sehr freundlich empfangen wurden. Nach einen kurzen Plausch ging es weiter. Immer tiefer in die Wildnis, durch den Regenwald und vorbei an kristallklaren, grünlich schimmernden Wasseroasen. Am Clinton Hut war Wanderschluss für heute und da es noch so früh am Nachmittag war, setzte ich mich zum Fluß. Leider nur solange bis mich die Sandmücken gefunden hatten. Abends bekamen wir noch eine kurze Einführung über Tier & Natur, bevor ich meine vorgekochten Spaghetti mit Thunfisch wärmte. Das zusätzliche Angebot für einen nächtlichen Verdauungsspaziergang, um die zahlreichen Glühwürmchen zu sehen, haben wir mit Freude angenommen. Eine kleine Gruppe versammelte sich vor dem Hut und los ging es in die Finsternis bis sich der Wald um uns hell erleuchtete.
Tag 2 | Clinton Hut - Mintaro Hut
Ich hatte die ganze Nacht ein Schnarchkonzert. Ich war jedoch mit meiner Wärmflasche so überglücklich, dass es mich gar nicht allzu sehr gestört hatte. Nach dem Frühstück, Haferflocken mit getrockneten Früchten, startete ich in den Trail. Es war eine einfache Wanderung durch dichte Wälder, trotzdem kam ich nicht recht voran. Diese wundervolle Landschaft zwang mich alle paar Meter stehen zu bleiben und Fotos zu machen. Das Wasser so klar, zu meiner Rechten und Linken bewaldete Bergriesen, sie sich aneinanderschmiegen und mit großen Wasserfällen geziert waren. Hin und wieder, wenn es meine Kamera erlaubte, schloss ich mich Mitwanderern an und wir quatschten ungezwungen während wir durch die prachtvolle Natur schlenderten. Stets den Mackinnen Paß im Blick, der morgen am Programm stand. Im Hut angekommen hat man so einige Sachen zu erledigen: Schuhe draußen aufhängen, damit sich keine Tierchen hineinverirren, Schlafplatz wählen, waschen, umziehen, kochen und zum Ausklang wurden noch die UNO Karten hervorgeholt. Das 20:00 Briefing haben wir gerade noch geschafft, bevor wir alle total müde ins Bett fielen.
Tag 3 | Mintaro Hut - Dumpling Hut
Heute ist der Paßtag und gleichzeitig der prognostizierte Regentag. 2h Aufstieg im Dauerregen ließen daran keinen Zweifel mehr. Trotz der widrigen Umstände hat es riesen Spaß gemacht! Noch nie hatte ich so viel Wasser ober mir, unter mir und rund um mich gehabt. Gigantisch! Wo kommt das ganze Wasser her? Regenfälle in Österreich sehen anders aus. Ich bin überzeugt, das Sprichwort "Es regnet wie aus Kübeln" stammt ursprünglich aus den Fiordlands. Es war einfach unfassbar wie sich in kurzer Zeit die Wasserfälle vermehrten und die steilen Bergflanken hinunterströmten! Man stapfte durch fast kniehohes Wasser und versuchte vom Wind nicht verblasen zu werden. Tatsächlich hat es einmal eine Windböe geschafft, mir die Füße wegzureißen. Einer Frau hatte ich auch aus dem weichen Busch neben dem Weg gezogen.
Alle waren wir wohl auf am Quintin Hut angekommen. Unsere Gruppe von eigenständigen Wanderer mußte aber recht bemitleidenwert ausgesehen haben, denn wir bekamen eine schöne Überraschung von der geführten Wandergruppe. Die Guides haben uns heißes Wasser, Kaffee und Tee frei zur Verfügung gestellt - welch' ein Luxus!
Als hätten wir heute nicht schon genug Wasserfälle gesehen, stiegen wir noch hoch zu den Southerland Falls, den höchsten Wasserfällen Neuseelands! Ein sich lohnender Abstecher von ca. 1,5h hin und retour. Unbedingt anschauen!
Letztendlich am Tagesziel, dem Mintaro Hut angekommen, widmete sich jeder der täglichen Abendroutine und versuchte sich für das 20:00 Briefing wach zu halten. Mit unfassbaren und überwältigenden Bildern im Kopf kuschelte ich mich in meinen Schlafsack! So ein prognostizierter 'naßer Tag' kann es schon in sich haben, aber alles ist gut gegangen. Gute Nacht!
Tag 4 | Dumpling Hut - Te Anau
Nach dem vielen gratis Kaffee gestern konnte ich fast nicht schlafen! Bei Sonnenaufgang hatte ich demnach schon alles gepackt und ich war voller Elan für das nächste Abenteuer. Was wird mir dieser Tag heute bringen? Als ich in meine vollkommen naßen Wanderschuhe schlüpfte, neutralisierte sich meine Euphorie für einen Moment schlagartig. Wir watschelten los und konnten die Tagesetappe von 18,5km bei herrlich strahlenden Sonnenschein erwandern. Alle waren wir sehr entspannt und es wurde freudvoll gequatscht. Nachdem ich alleine unterwegs war, lernte ich fast die ganze Truppe kennen. Ein toller Haufen abenteuerlustiger Menschen :-) Am Ende des Milford Tracks, dem Sandfly Point, angekommen, holte uns wieder eine Fähre ab. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge stieg ich in das Boot. Einerseits würde ich noch gerne weiter zu Fuß diese einmalige Gegend erkunden, andererseits sehnte ich mich nach trockenen Schuhen und Kleidung. Während der friedlichen Bootsfahrt zurück nach Te Anau, inhallierte ich noch ein letztes Mal diese bezaubernde Landschaft!
Im Nachhinein betrachtet meine ich, dass Neuseeland alleine aufgrund des Fiordlands definitiv eine Reise wert ist!
DATEN & FAKTEN
Gebiet: Fiordland
Ausgangspunkt: Department of Conservation Te Anau
Länge: 53,5 km
Mein Reisemonat: April
Dauer: 4 Tage
Übernachtung: einfache Lodges, keine Versorgung
Schwierigkeit: Fortgeschrittene
WISSENSERTES & ERSTE SCHRITTE
Die Strecke ist in fix vorgegebenen Etappen eingeteilt und ist nur in eine Richtung begehbar. Technisch kein schwieriger Trek, Ausdauer sollte man aber mitbringen und vor allem nicht wasserscheu sein :-)
Bekleidung: Zwiebellook, wind- und wasserfest
Ausreichend Energiespender - das was schmeckt!