Fitz Roy & Cerro Torre
Die stolzen Granitberge der argentinisch-chilenischen Anden.
El Chaltén
Als eine der jüngsten Ortschaften Argentiniens bietet El Chaltén den direktesten Zugang zu den weltberühmten Bergmassiven Fitz Roy und Cerro Torre. Jeweils über 3000 Meter hoch ragen diese stolzen Granitberge in den argentinisch-chilenischen Anden empor. Geplant war eine 4-tägige Rundwanderung im Nationalpark Los Glaciares um diese markanten Gipfel aus nächster Nähe zu bestaunen.
Tag 1
Die Wiedersehensfeier am Vorabend war intensiver als geplant und so starteten wir, mein Wanderpartner Martin und ich, spät aber doch in den Tag. Als wir nach Stunden endlich unsere Rucksäcke gepackt hatten, schritten wir entschlossen durch die Hosteltür der Albergue Cóndor de los Andes, bemerkten aber im selben Augenblick, dass wir den Weg zum Nationalpark gar nicht kannten. Während einem andauernden Lachanfall, half uns der nette Hostelbesitzer unter etwas skeptischen Blicken und erklärte uns die nächsten Schritte. Kurz umgesehen und die richtige Himmelsrichtung eingeschlagen, wurden wir auch prompt fündig, gut ausgeschildert, der Eingang zum Sendero al Fitz Roy.
Dunkle Wolken zogen auf. Bereits kurz nach unserer Mittagspause fing es auch schon zu regnen an. Aufgrund des starken Windes schossen uns die Wassertropfen fast waagrecht ins Gesicht. Die Entscheidung fiel rasch, unser Zelt beim nächsten Campingplatz, Laguna Capri, aufzuschlagen. Von diesem Wetterumschwung wussten wir und freuten uns schon auf den folgenden Tag, der - laut Vorhersage - viel Sonnenschein bringen sollte.
Tag 2
Bei wunderbarer Fernsicht und mit Blick auf den Fitz Roy (3.406m), oder wie ihn die Tehuelche-Indianer nennen - "Chaltén" - der Rauchende (aufgrund der oftmals wolkenbedeckten Bergspitze), ging es voll motiviert in die nächste Etappe. Hobbyfotograf Martin packte seine Kamera gar nicht mehr weg und knipste sich durch den Weg und die farbenreiche Landschaft :)
Am Campingplatz Poincenot kamen wir bereits um die Mittagszeit an. Bei Postkartenwetter und absoluter Windstille gönnten wir uns eine Cracker-Salami-Käse-Pause und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen.
Es war genügend Zeit um den Anstieg zur Laguna de los Tres zu starten. Ein sich absolut lohnende Abstecher! Oben angekommen erwartete uns ein strahlender türkisfarbener See mit "Chaltén" und den umliegenden Bergen im Hintergrund. Gletscher, Schneefelder, viele bunte Steine und.. ja sogar 2, 3 Mutige im Wasser! Bei der Szenerie konnten wir auch nicht widerstehen und sprangen an einem 24. Jänner in die eiskalte, aber eben so bezaubernde Lagune mitten in den Anden.
Nach einem Abendspaziergang zum Glaciar Piedras Blancas gab es noch Kaffee und Cookies bevor wir glücklich in die Schlafsäcke hüpften.
Tag 3
Es regnete und stürmte die ganze Nacht hindurch. Das Aufstehen, vor allem aus dem warmen Schlafsack schlüpfen, fällt dann besonders schwer. In vorsichtiger Hoffnung auf Wetterbesserung machten wir uns auf den Weg zum zweiten bekannten Granitberg, den Cerro Torre (3.133m). Vorbei am Lago Madre e Hija ging es windgepeitscht durch offene Landschaft. Als wir den kupferglänzenden Buchenwald mühevoll erreichten, gab uns dieser etwas Schutz. Die Schwalben flogen tief und aufgeregt an uns vorbei. Ich wusste was sie uns sagen wollen.. Kein Cerro Torre heute.
Durchnässt aber sicher am Campingplatz De Agostini angekommen, wärmten wir uns erstmal auf. Als wir dann wieder im "Normalzustand" waren, machten wir uns ans Abendessen kochen. Ob wir am nächsten Tag mehr Glück haben werden?
Tag 4
Beschäftigungstherapie: Tagebuch schreiben, Musik hören, Spanisch lernen, lesen, quatschen und bei kurzen Sonnenfenstern versuchen die Wäsche zu trocknen. Ein paar Mal gingen wir hoch zum Lago Torre, aber leider blieb der Cerro Torre schüchtern in Wolken gehüllt. Obwohl wir bei den mitgenommenen Essensrationen nicht mit einem fünften Tag gerechnet haben, entschieden wir trotzdem noch eine Nacht im Camp zu bleiben. So schnell verhungert man schon nicht! Vor allem die Chance, einen der spektakulärsten Gipfel der Welt real bestaunen zu dürfen, konnte man sich nicht einfach so entgehen lassen!
Warten auf Cerro Torre...
Lago Torre - im Wind segeln lernen..
Das letzte warme Essen..
Ein Versuch die Wäsche zu trocknen..
Tag 5
Wir hofften bald in der Früh einen - auch wenn nur flüchtigen - Blick zu erhaschen und stiegen wieder zum Lago Torre auf. Doch leider, es sollte einfach nicht sein. Dichte Wolken schoben sich hin und her und verdeckten stets unser Objekt der Begierde. Schweren Herzens verließen wir den großartigen Nationalpark und kehrten nach El Chaltén zurück.
Für den nächsten Abend war auch schon die Fahrt zum nächsten Ziel meiner Reise gebucht. Beim Einsteigen in den wartenden Bus hatte ich ein bedrückendes Gefühl. Irgendwie war ich an diesem Ort noch nicht fertig. Dennoch nahm ich meinen Platz ein und sah grübelnd und traurig zugleich aus dem großen Fenster. Der aufgehende Vollmond leuchtete so stark, dass er meinen Blick gleich wie ein Magnet auf sich zog. Und was sah ich da? Ich konnte meinen Augen kaum trauen - neben dem Vollmond stand die hell beleuchtete Nadelspitze des Cerro Torre im Rampenlicht!! Mit offenem Mund bestaunte ich das mir gezeigte Bild. Unglaubliche Freude stellte sich ein! Was für ein Abschluss!
..Der Motor wurde gestartet. Beruhigt konnte ich nun meine weitere Reise antreten :)
DATEN & FAKTEN
Gebiet: Nationalpark Los Glaciares, Patagonien
Ausgangspunkt: El Chaltén
Mein Reisemonat: Januar
Dauer: 4+1 Tage
Übernachtung: Zelt
Schwierigkeit: Fortgeschrittene
WISSENSWERTES & ERSTE SCHRITTE
Kleidung den Wetterbedingungen gemäß Patagonischen Verhältnisse anpassen, d.h. Zwiebellook
Hochsaison ist von 01.Oktober - 30. April
Für Reisende mit weniger Zeit: Es können auch Tageswanderungen zu den einzelnen Zielen gemacht werden